Links überspringen

Angehörige zu Hause pflegen – ja oder nein?

Diese Punkte helfen Angehörigen von Pflegebedürftigen bei ihrer Entscheidung

Haben Sie sich schon damit beschäftigt, ob Sie selbst einmal von Ihren Angehörigen – sprich Verwandte und Freunden – gepflegt werden möchten? Vielleicht ziehen Sie es vor, wenn das ein professioneller Pflegedienst bei Ihnen zu Hause übernimmt. Oder Sie liebäugeln bereits mit einer Einrichtung inklusive betreutem Wohnen.

Zumeist erscheint das Thema Pflege weit weg. Doch wenn plötzlich Verwandte oder Freunde pflegebedürftig werden, muss man sich mit diesen Fragen auseinandersetzen. So manche Angehörige fühlen sich eventuell moralisch verpflichtet, denjenigen selbst zu pflegen.

Dabei ist Pflege ein umfassendes Thema und nichts, was man instinktiv ausüben kann. Nicht umsonst gibt es professionelle Ausbildungen und Weiterbildungen für Pflegeberufe, denn vieles muss erlernt werden. Zudem müssen Pflegende psychisch wie auch physisch in der Lage sein, diese intensive Betreuung zu leisten.

Wer sich freiwillig dazu entscheidet, seine Angehörigen eigenständig zu pflegen, hat einen Anspruch darauf, all die Unterstützung zu bekommen, die man als Pflegende benötigt. Dazu gibt es Institutionen wie die Pflegekasse und die Pflegeversicherung. Aber ebenso ist es in Ordnung, die Pflege von Angehörigen nicht selbst zu übernehmen, sondern Fachleute damit zu betrauen.

Denn Pflege ist keine Berufung, sondern ein Beruf. Pflege ist keine Gewissensentscheidung, sondern darf und soll rational getroffen werden – zum Wohle aller Beteiligen!

Wir wollen dabei helfen, aus einer Gewissensfrage eine rationale Entscheidung zugunsten der Pflegebedürftigen aber auch der Pflegenden zu machen. Dazu zeigen wir erst einmal, was unter der Pflege zu verstehen ist und welche Möglichkeiten es für Pflegebedürftige gibt.

Dabei dient dieser Text als erste Übersicht für Sie, ein Anhaltspunkt, wie Sie die Entscheidung angehen können. Wichtige Thematiken vertiefen wir auf entsprechende Seiten unseres Pflegeratgebers. Den jeweiligen Link finden Sie in den einzelnen Abschnitten:

Was bedeutet Pflege?

Was heißt Pflege eigentlich? Es scheint klar zu sein, dass man sich hierbei um jemanden kümmert, der das selbst nicht oder nur eingeschränkt machen kann. Doch je nachdem in welchen Zusammenhang man den Begriff benutzt, wandelt sich die Deutung etwas. Zum Beispiel könnte man jemanden oder etwas in Pflege nehmen oder auch Künste pflegen.

In unserem Zusammenhang betrachten wir die Pflege als Krankenpflege, als eine Fürsorge oder Behandlung von Menschen mit Einschränkungen. Dazu werden alle erforderlichen Maßnahmen genutzt, damit es den Betroffenen so gut wie möglich geht.

An sich können alle Menschen mit Einschränkungen von dieser Hilfe profitieren. Doch damit man auch offiziell bei Pflegekasse und Co. Unterstützung, etwa in Form von Pflegegeld oder anderen Leistungen, beantragen kann, ist in Deutschland ein sogenannter Pflegegrad nötig. Anhand einer medizinischen Beurteilung, ob und in welchem Maß eine Pflegebedürftigkeit vorliegt wird der Pflegegrad vergeben. Weitere Informationen rund um den Pflegegrad bekommen Sie in der Rubrik Pflegegrade und Einstufung.

In der Pflege unterscheidet man die ambulante Pflege und die stationäre Pflege. Ambulant bedeutet im häuslichen Umfeld und stationäre bezieht sich auf Pflegeinrichtungen, wie etwa betreutes Wohnen oder ein Seniorenheim.

Der Bereich der Pflege umfasst mehrere Facetten:

  • Körperliche Pflege
  • Unterstützung bei therapeutischen Maßnahmen
  • Emotionale Zuwendung

Wenn Sie sich um pflegebedürftige Angehörige im eigenen Zuhause kümmern, kommen eventuell noch andere Facetten der Betreuung dazu:

  • Haushalt, wie etwa Einkaufen, Wäsche und sauber machen
  • Organisation, wie etwa Absprachen mit Pflegekasse oder Beschaffung von Pflegehilfsmitteln
  • Ansprechpartner für Arzt und andere offizielle Stellen
  • Ansprechpartner für Freunde und Familie
  • Begleitperson und Fahrdienste zu externen Terminen
  • Finanzen überwachen
  • Haustiere versorgen
  • Immobilie und Grundstück versorgen

Als Pflegende eines Angehörigen übernehmen Sie die Verantwortung eines gesamten Lebens – je nach Einschränkungen des Betroffenen kann das sehr viel sein oder auch nur einzelnen Handlungen, die die Betroffenen nicht mehr selbst ausführen können.

Das waren nun die verschiedenen Punkte, die die Pflege eines Angehörigen umfassen kann. Doch gibt es noch weitere Sachen, die Sie überlegen oder beachten sollten, bevor Sie sich entscheiden?

Pflege im häuslichen Umfeld – das sollten Sie wissen

Viele Pflegebedürftigen wollen gern im eigenen zuhause bleiben und hier versorgt werden. Doch manchmal ist es empfehlenswert, dass die Betroffenen zu den Pflegenden oder doch in eine stationäre Pflege ziehen.

Hierbei ist es wichtig, vorab zu entscheiden, ob und wie der Betroffene im häuslichen Umfeld verbleiben kann. Manche Räumlichkeiten benötigen eventuell Anpassungen, um barrierefrei zu sein. Häufig wird etwa das Bett gegen ein Pflegebett ausgetauscht und Notrufsysteme installiert. Aber es kann auch notwendig sein, das Badezimmer zu sanieren oder eine Rampe für den Rollstuhl einzubauen.

Die folgenden Fragen helfen, das besser einzuschätzen zu können:

  • Welche Einschränkungen liegen vor?
  • Ist das häusliche Umfeld für die pflegebedürftige Person weiterhin geeignet?
  • Ist das häusliche Umfeld für die notwenige Pflege geeignet?
  • Sind Anpassungen nötig und kann man diese umsetzen?

Zudem benötigen Pflegebedürftige spezielle Pflegehilfsmittel. Hierbei gibt es technische Pflegehilfsmittel und Pflegehilfsmittel zum Verbrauch. Was Pflegehilfsmittel genau sind und wie Sie diese beantragen, erfahren Sie in unserem Beitrag Pflegehilfsmittel: Eine praktische Übersicht.

Was müssen Angehörige als Pflegende beachten?

In der Tat gibt es neben den einzelnen Bereichen der Pflege und dem häuslichen Umfeld noch weitere Punkte, die Ihre Entscheidung beeinflussen. Denn bei der Pflege kann es sein, dass die Betroffenen mit dem plötzlichen Abhängigkeitsgefühl und der eigenen Einschränkung nicht zurechtkommen. Eventuell entwickeln sie vollkommen neue Gewohnheiten oder werden emotional instabil. Das kann soweit gehen, dass sie die Pflegende beschimpfen oder auch tätlich angreifen.

Sie werden mit den Betroffenen auf einer ungewohnten Ebene agieren. Das beinhaltet unter Umständen intime Handlungen, wie etwa Waschen und Toilette. Dieses neue Verhältnis kann bereichern, aber es kann eine Familie auch belasten. Hier sollten klare Gespräch geführt werden, ob beide Parteien sich das ohne Scham oder Eckel vorstellen können.

Da die Pflege von Angehörigen sehr zeitintensiv und anstrengend sein kann, geben viele ihren Beruf auf, um das leisten zu können. Das ist nicht nur mit finanzieller Unsicherheit verbunden, sondern kann auch die spätere Rente beeinflussen. Informationen dazu und welche Rechte Sie als Pflegende haben, lesen Sie in unserer Rubrik „Rechtliches und Pflege“ in unserem Ratgeber rund um die Pflege.

Nicht nur der Beruf, auch die Freizeitaktivitäten und die eigenen Auszeiten müssen bei der Pflege von Angehörigen zurückstecken. Trotzdem ist es gut, wann immer etwas Zeit bleibt, die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Warum das so wichtig ist und weitere Tipps finden Sie im Beitrag Self care für Pflegende.

Welche Alternativen haben pflegende Angehörige?   

Wenn der Pflegebedürftige im eigenen häuslichen Umfeld gepflegt werden soll, gibt es sogenannte ambulante Pflegedienste. Diese sind ausgebildete Fachkräfte der Pflege und können je nach Vereinbarung und Vertrag die Pflege übernehmen. Sie kommen ein- oder mehrmals am Tag und in der Nacht vorbei und helfen dem Pflegebedürftigen in seinem Alltag. Diese halten zudem engen Kontakt zu den Angehörigen der Pflegebedürftigen, um etwa Informationen auszutauschen oder Rücksprache zu halten.  

Viele Pflegedienste übernehmen jedoch keine Arbeiten im HaushaltEntweder übernehmen das Angehörige – auch gern im Wechsel – oder man sucht sich ein erwerbstätige Haushaltskraft. Mehr zu den ambulanten Pflegediensten erfahren Sie hier: Der ambulante Pflegedienst: professionelle Pflege zu Hause.

Wenn die ambulante Pflege aus bestimmten Gründen nicht infrage kommt, ist die stationäre Pflege eine gute Option. Hierbei kann der Pflegebedürftige je nach Einschränkungen in eine passende Einrichtung umziehen. Solche sind zum Beispiel Anlagen mit betreutem Wohnen oder ein passendes Pflegeheim.  

Der Vorteil ist hier, das Betroffene rund um die Uhr in medizinischer Obhut sind und die Versorgung sowie die Optimierung des eigenen Haushaltes wegfällt. Das kann eine große Erleichterung für alle sein. 

Angehörige pflegen ja oder nein – es ist Ihre Entscheidung!

Das waren die ersten grundlegenden Überlegungen, um Ihnen die Entscheidung, ob und wie Sie Angehörige pflegen können, zu erleichtern. Es ist Ihr volles Recht zu sagen, dass Sie das nicht leisten können. Das hat nichts mit Kaltherzigkeit zu tun, sondern ist schlicht ehrlich.

Bitte achten Sie dabei auf Ihre eigenen Bedürfnisse und scheuen Sie sich nicht, den Weg zu wählen der für Sie das Beste ist. Es gibt andere Möglichkeiten, Ihre Angehörigen rundum gut zu versorgen. Zudem haben Sie die Möglichkeit sich Hilfe zu holen, zum Beispiel durch Informationen in unserem Ratgeber oder auch den Austausch mit Experten, etwa bei der Pflegekasse.

Sie haben noch offenen Fragen oder fühlen sich unsicher und möchten Beratung?

Wir helfen Ihnen gerne kompetent und empathisch weiter. Klicken Sie dazu auf diesen Kontakt-Button.

Jetzt die noramedBox kostenfrei nach Hause geliefert bekommen!

Wählen Sie Ihre passende noramedBox und füllen den Antrag aus – fertig. Sie erhalten ab sofort die gewünschte Pflegebox.