Inkontinenz bei Pflegebedürftigen
Zu den häufigen Einschränkungen zählt die Inkontinenz
Der klangvolle lateinische Begriff incontinentia heißt auf Deutsch etwas Zurückhalten und ist zumindest sprachlich die Wurzel der Inkontinenz. Doch die tatsächlichen Ursachen für Inkontinenz sind so vielfältig wie die Einschränkung an sich.
Denn diese kann sich in unterschiedlichen Formen und Schweregraden bemerkbar machen. Doch eines haben wohl alle gemeinsam: Sie stellen den Alltag der Betroffenen auf den Kopf. Denn neben den offensichtlichen Problemen, die durch Inkontinenz verursacht werden, haben diese zudem weitere körperliche und seelische Folgen.
Gerade bei Pflegebedürftigen ist es daher wichtig, sich mit dieser Einschränkung zu beschäftigen und zu schauen, wie man mit dieser umgehen kann. Dabei ist es abhängig von den Betroffenen, welcher Umgang individuell zu ihrer Situation und in ihren Alltag passt.
Damit dies spezifisch angepasst werden kann, ist es wichtig, sich mit den verschiedenen Formen der Inkontinenz auseinanderzusetzen:
Welche Arten von Inkontinenz gibt es?
Zunächst unterscheidet man zwischen Harninkontinenz und Stuhlinkontinenz. Die Inkontinenz kann sich auf die Blase oder den Darm oder beides beziehen. Sprich, Betroffenen können Urin und Kot nicht halten.
Die Blasenschwäche kann in der Tat verschieden stark ausgeprägt sein und wird folgendermaßen eingeteilt:
- Belastungs- oder Stressinkontinenz
- Dranginkontinenz
- Überlaufinkontinenz
- Reflexinkontinenz
- Extraurethrale Inkontinenz
- Giggle-Inkontinenz
Manche kennen den starken Drang, nachts aufs Klo zu müssen. Mediziner sprechen hier von der Nykturie. Diese ist tatsächlich bereits ein erstes Symptom, dass die Blase nicht mehr richtig arbeitet, und kann entsprechend gelindert werden. Dazu müssen sich Betroffene an ihren Arzt wenden, um gemeinsam zu besprechen, welche Mittel sich im individuellen Fall zur Behandlung anbieten.
Manchmal liegt im eigentlichen Sinne keine Inkontinenz vor, denn der Pflegebedürftige spürt den Harn- und Stuhldrang und kann diesen auch kontrollieren. Jedoch ist es dem Betroffenen aufgrund der eigenen Einschränkungen nicht möglich, rechtzeitig die Toilette erreichen.
Bei der Stuhlinkontinenz spricht man von verschiedenen Graden:
- Grad I
- Grad II
- Grad III
Um zu entscheiden, welche Pflegehilfsmittel sich am besten eignen, ist es wichtig, mit dem Betroffenen zu klären, wie sich die Blasen- oder Stuhlschwäche bei ihm zeigt.
Welche Ursachen hat eine Harninkontinenz?
Bei einer Blasenschwäche gibt es im Harntrakt irgendwie ein Problem. Zum Harntrakt gehören einige Organe:
Die Niere ist dafür verantwortlich, Giftstoffe aus dem Körper zu spülen. Das passiert, indem das Blut in dem Organ gefiltert wird. Giftstoffe und andere Abfallprodukte werden zusammen mit Wasser und Harnstoff von der Niere aus ins Nierenbecken und hier dann durch die Harnleiter in die Blase geschickt. Von dieser aus wird der Urin durch die Harnröhre aus dem Körper ausgeschieden.
- Belastungs- oder Stressinkontinenz
Zumeist funktioniert der Verschlussmechanismen aus Blasenmuskel, Schließmuskel und Beckenbodenmuskel nicht mehr richtig, sodass der Urin nicht mehr gehalten werden kann.
- Dranginkontinenz
Der Pflegebedürftige versprüht einen starken Harndrang, jedoch zeigt der Blasenmuskel kaum oder keine Aktivität. Da die Muskelgruppe rund um die Blase nicht richtig arbeitet, kann der Harnverlust nicht verhindert werden.
- Überlaufinkontinenz
Wenn die Blase überfüllt ist, ist der Druck so hoch, dass der Schließmuskel diesen nicht mehr standhalten und die Blase sich entleert.
- Reflexinkontinenz
Betroffenen können durch eine Schädigung der Nerven keinen willentlichen Einfluss mehr auf die Harnblase nehmen.
- Extraurethrale Inkontinenz
Durch eine organische Fehlbildung kann der Urin nicht gehalten werden.
- Giggle-Inkontinenz
Beim Lachen verlieren Betroffenen Urin.
Welche Ursachen hat eine Stuhlkontinenz?
Bei einer Stuhlinkonsistenz ist das Anorektum, das ist der untere Anteil des Rektums, gestört oder geschädigt. Zu diesem gehören der Mastdarm und der Schließmuskel. Der Mastdarm ist quasi das Lager vom Stuhl, bis dieser durch das Entspannen des Schließmuskels ausgeschieden wird.
Wenn nun im Mastdarm oder der Schließmuskel nicht richtig funktionieren, kann es sein, dass unkontrolliert Stuhl austritt. Seltener kommt es vor, dass eine Inkontinenz angeboren ist. Gründe für solch eine Störung können etwa die folgenden Punkte sein:
- Neurologische Krankheiten
- Chronische Darmerkrankungen
- Verletzungen durch Operationen oder einer Geburt
- Beckenbodenschwäche
- Medikamente mit entsprechender Wirkung
- Krankheiten mit Symptom Stuhlinkontinenz
Wie beeinflusst Inkontinenz den Alltag?
Wer an Inkontinenz leidet, fühlt sich im Alltag in manchen Situationen äußerst eingeschränkt. Abhängig von der Form und dem Schweregrad können diese Einschränkungen minimal oder sehr weitreichend sein.
Damit Sie als nicht Betroffene das besser verstehen können, haben wir hier einige Beispiel gesammelt, wie das Leben durch die Inkontinenz beeinflusst werden kann:
- Aus Scham wird das Thema nicht angesprochen und Betroffene versuchen alles, das geheim zu halten.
- Betroffene fühlen sich unsauber
- Permanent Angst, das andere es bemerken könnten
- Stress, ob man es rechtzeitig auf die Toilette schafft
- Weniger essen und trinken, um die Ausscheidungen zu minimieren
- Zurückziehen und Kontaktabbruch aus Scham
Wie kann man mit Inkontinenz umgehen?
Diese Beispiele zeigen eines deutlich: Die Psyche wird erheblich belastet, etwa durch negative Gefühle wie Unsicherheit, Scham, Selbsthass und Wut. Manche fühlen sich sogar von ihrem eigenen Körper in Stich gelassen. Wenn die psychische Belastung zu stark wird, als dass Angehörige weiterhelfen können, sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden. Hier kann die Krankenkasse Tipps geben, wie man eine geeignete Hilfe findet.
Daher ist Inkontinenz ein Thema bei Pflegende und Betroffene lernen müssen zu kommunizieren. Denn zugleich müssen die Grenzen der Betroffenen respektiert werden, aber die Pflegenden brauchen genügend Informationen, um optimal agieren zu können.
Denn solch eine Einschränkung beeinflusst viele Bereich in der Pflege, etwa die Hygiene. Diese ist wesentlich für die Prävention von Krankheiten und zur Erhaltung des Wohlbefindens. Weitere Informationen bekommen Sie im Beitrag Hygiene bei Inkontinenz.
Wer sich als Angehörige unsicher fühlt, wie er mit einem inkontinenten Pflegebedürftigen sprechen und diesen betreuen soll, kann sich Rat durch einen ambulanten Pflegedienst holen. Die Pflegefachkräfte können empathisch und sachkundig mit der Thematik umgehen und allen die nötige Sicherheit vermitteln.
Hier können auch die notwendigen Hilfsmittel besprochen werden, die im Alltag der Betroffenen und bei der Pflege helfen können. Damit Sie detailliert sehen, welche Hilfsmittel dies genau sind, haben wir dazu einen eigenen Beitrag: Pflegehilfsmittel bei Inkontinenz.
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Pflegebedürftige und Inkontinenz
Inkontinenz ist eine Einschränkung, die viele Menschen betrifft. Gerade Pflegebedürftige sind von solchen Einschränkungen im besonderen Maße betroffen. Daher benötigen sie spezifische Unterstützung, um im Alltag zurechtzukommen.
Diese kann etwa Pflegehilfsmittel umfassen oder die Betreuung durch einen ambulanten Pflegedienst. Da eine Inkontinenz nicht nur körperlich, sondern auch seelisch belastend sein kann, ist eine offene Kommunikation ausgerichtet auf die Betroffenen und auf Augenhöhe nötig.
Noch mehr zum Thema Inkontinenz sowie Einschränkungen finden Sie auf den Seiten unseres Pflegeratgebers.